Gedankengänge


1. Das wichtigste zu allererst. Ganz wichtig ist, wenn man ein Bienenhäusje aufstellt, das den Wildbienen auch ein ausreichendes Nahrungsangebot zur Verfügung steht. Nur ein schöngepflegter Garten mit Rasen, Koniferen und ein paar Sträuchern hilft da nicht weiter.

Eine Wildbiene braucht Blumen, Blüten und das wenn möglich in Hülle und Fülle, in denen sie Pollen sammeln kann. Am besten ist, das Blütenangebot reicht von Anfang Frühling bis spät in den Herbst hinein (dann finden auch Junghummelköniginen noch ausreichend Nahrung, bevor sie sich für den Winter eingraben).

Zu kaufen gibt es schon fertige Wildblumenmischungen speziell für Bienen + Hummeln.

Im Frühling blühen als erstes die Krokusse und kaum ist eine Blüte geöffnet, sind schon die ersten Besucher da. Danach folgen Narzissen und Tulpen. Bevor diese verblüht sind, sollten schon die nächsten Blüten parat sein. Das erreiche ich durch Gründungpflanzen, die schon sehr früh ausgesäet werden können und auch schnell keimen. Bevor überhaupt etwas in die Gartenbeete angepflanzt wird, werden alle Beete mit Gründung eingesäet.

Gründung dient nicht nur den Insekten als Nahrung, sondern auch der Erde selbst. Die Wurzeln lockern die Erde auf und der abgeschnittene Gründung (die Wurzeln bleiben in der Erde) dient dem nachfolgenden Gemüseanbau als lockere Mulchschicht (die sich schnell zersetzt) und den Regenwürmern als Nahrung.

Ernte ich ein Gemüsebeet ab, wird sofort wieder Gründung eingesäet, der mit Sicherheit noch zur Blüte kommt.

Die Phacelia (auch Bienenfreund genannt) den Ölrettich und den Gelbsenf, finde ich am besten geeignet.

Ich möchte Euch auch nahelegen Euren Garten nicht mehr umzugraben, sondern nur leicht aufzuhacken. Ich persönlich nehme dafür einen Dreizack. Durch das Umgraben wird nur die Bodenstruktur mit seinen wichtigen Bakterien zerstört. 

Noch ganz kurz zum Thema Garten - Umgraben. Von den ganzen Wildbienenarten nisten 75%  in der Erde, die restlichen 25% oberirdisch in Stängeln, abgestorbenem Holz usw. 

Deswegen denke ich mir, daß durch das tiefe Umwerfen der Erde auch etliche Nistgelege zerstört werden.

 

Als Blume selbst, ist die Dahlie mein Favorit. Bin schon seit Jahren ein großer Dahlienfan. Sie blüht den ganzen Sommer über, bis zu den ersten Frösten. Ich weiß, Dahlien machen Arbeit, die Knollen müssen im Herbst raus und im Frühjahr wieder rein.

Aber man wird belohnt mit einer wunderbaren und herrlichen Blütenpracht .

Doch Augen auf, nicht alle Dahlien eignen sich für Wildbienen, da die meisten überzüchtet sind und keine Pollen mehr ausbilden. Einfach vorher in der Gärtnerei nachfragen oder etwas im Internet stöbern.

Eine Sorte heißt "Sweetheart", sieht ein wenig wie ein Gänseblümchen aus, nur größer (wird ca 30-40cm hoch) . Habe sie mir gezielt besorgt, weil sie ganz viele Blüten mit Pollen hat.

Fragt mich nicht nach weiteren Namen, da ich eh immer durcheinander komme, wenn die Dahlienknollen im Frühjahr wieder in den Garten gesetzt werden (habe nicht grad wenige) und alle Namen kann ich mir eh nicht merken. 

 

Natürlich gibt es noch so viel mehr Blumen. Diese hier alle aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen.

Da sollte einfach ein jeder selbst nach seinem Geschmack gehen und sich sein passendes Sortiment für den Garten zusammenstellen. Allerdings immer darauf achten, daß die Blumen gute Pollenträger sind.

Nicht verzweifeln, falls Ihr keinen Garten habt. Vielleicht habt Ihr ja einen Balkon. Auch da kann man einiges für die Wildbienen tun. Bepflanzt Blumentöpfe, Blumenkästen, werdet einfach ein kreativer Balkongärtner.

Die Wildbienen werde das entdecken und wenn Ihr dann noch ein kleines Bienenhäusje aufhängt, umso besser.

Mein Tip wären die selbsthergestellten Nisthilfen aus gebrannten Tonsteinen, oder kleine Bienenhäusje (siehe Linkliste). Diese sehen Klasse aus und machen was her. Einfach an einem regengeschützten Platz aufhängen und das muntere Bienentreiben kann beginnen.

Ach und keine Angst vor Wildbienen in Ihrer Nähe, es sind absolut harmlose Geschöpfe.

Da werdet Ihr eher von einer Ameise gebissen, als von einer Wildbiene gestochen.

 


2. Meineserachtens sind sogenannte  "Insektenhotels" absolut unnütz und fehl am Platz. Es wird dort zuviel eingebaut, weil es soll ja gleich alle möglichen Insektenarten anziehen.

Angefangen von Wildbienen, Marienkäfern, Schmetterlingen, Ohrenkneifern, Florfliegen usw.

Die Kombination Wildbienen und Marienkäfer wird wohl noch am besten harmonieren, wobei kein Marienkäfer in Tannenzapfen oder Rindenstückchen überwintern wird. Meistens in Rolladenkästen, Fensterlücken, unter Dachziegeln, in morschem Holz, ja selbst in Brennholzstapeln.

Das da Schmetterlinge in diese kleinen Kästchen einziehen, kann ich mir ehrlichgesagt nicht vorstellen.

Aber Ohrenkneifer geht auf gar keinen Fall, das sind die kleinen Raubtiere des Gartens. Wunderbar nützlich gegen Blattläuse, aber in einem Bienenhäusje haben die auf gar keinen Fall etwas zu suchen. Sie würden nur die von Wildbienen angelegten Brutröhren öffnen und sich die Blütenpollen, wenn nicht sogar die Larven selbst holen. Man stellt ja auch kein Vogelhäuschen direkt neben einen Katzenschlafplatz.

Auch Ameisen können in einem Bienenhäusje räubern, also aufpassen.

Am besten man bietet Ohrenkneifern an anderen Stellen (etwas entfernt vom Bienenhäusje) eigene Wohnmöglichkeiten an. Das können kleine mit Holzwolle gefüllte Blumentöpfe sein (etwas Drahtgeflecht unter die Öffnung damit die Holzwolle nicht rausfällt), die man mit der Öffnung nach unten in die Bäume hängt, oder auf einen Stab steckt, den man gezielt bei mit Blattläusen befallenen Pflanzen aufstellt.

Kleine Holzhäuschen auf einem kurzen Stab in die Erde gesteckt, ebenfalls mit Holzwolle oder Holzhäcksel gefüllt werden gerne angenommen. Solche Minihäuschen können überall im Garten verteilt aufgestellt werden.

 

Ich finde diese geballte Kombination von "Alles in Einem" nicht gut. Besser für jeden etwas seperat aufstellen.

Also ein Bienenhäusje, das rein für Wildbienen da ist. Ein Marienkäferhäusje und Florfliegenhäusje an eine Wand gehängt. Für die Ohrenkneifer Blumentöpfe oder Minihäusje, gezielt an Bäume hängen oder mit Blattläusen befallenen Pflanzen stellen.

 


3. Es ist einfach nicht zu glauben, wieviele Internetseiten es gibt, auf denen diese undurchdachten Insektenhotels angeboten werden. Selbst die Supermärkte und Baumärkte sind auf diese Schiene eingestiegen. So ein Hotel zu besitzen ist halt momentan voll "In". Lasst Euch nicht täuschen vom hübschen Aussehen oder gestylten Designs. 

Lieber etwas mehr investieren, aber dafür gleich richtig gemacht, immerhin soll es ja auch jahrelang den Wildbienen nützen.

Ich habe ein wenig recherchiert und Euch in der Linkliste ein paar Adressen rein gestellt, wo es gut gemachte Nisthilfen (die auch von den Wildbienen als Nistmöglichkeit angenommen werden) zu einem annehmbaren Preis zu kaufen gibt.


4. Wie im Kleinen, so im Großen.

Gebt mal in einer Internetsuchseite " Wildbienenhotels" oder "Insektenhotels" ein und dann klickt auf "Bilder". 

Lassen wir dann mal die kleinen Insektenhotels ausser Acht und schauen uns nur die großen Insektenhotels an, die meist auf Wiesen oder Wegrändern stehen. Woow, was einem da alles gezeigt wird, das haut einem regelrecht vom Hocker. Die sehen doch Irre und mächtig Imposant aus. Riesen Teile sind das, mit Leuten davor, die das gebaut haben und sich nun stolz fotografieren lassen. 

Man hat mich das am Anfang mächtig beeindruckt, dachte Woow stark, welch eine Leistung.

Mittlerweilen kann ich darüber nur noch schmunzeln. Schade um all die Arbeit und Mühe. 

Ich weiß diese Leute meinen es im Grunde ja nur Gut und wollen Ihren Beitrag zur Natur leisten. Aber eigentlich ist es nichts anderes, als die Umsetzung der kleinen Massenware - Insektenhotels mit all seinen Fehlern, nur eben in Größer.

Auf die Schnelle zusammengebaut und genauso Unsinnig bestückt.

Da befinden sich anstatt in Klein, eben große Baumscheiben (die Risse freuen sich), durchgezwickte Schilfrohre (selten geschliffen, meist zerdrückt und ausgefranst), Stroh oder Heubefüllung (Ohrenkneifer lassen grüssen), ebenso auch gerne genommen, weil es so schön füllt, sind Lochziegelsteine (am besten mit scharfen Lochkanten), Tannenzapfen dürfen natürlich auch nicht fehlen (kosten ja nichts). Zum Schluss noch ein schickes Gitter, schön Press vor das ganze gespannt (wie soll da eine Biene dahinterkommen), (ausserdem sind oft die Nistlöcher verdeckt) und schon haben wir ein Riesiges doch nutzloses Insektenhotel.

Das einzigste was da dann doch meistens stimmt ist die Aufstellungsausrichtung Süd - Ost.

Sicher wird sich auch die ein oder andere Wildbiene dort einfinden. Doch hätte man solche großen Hotels gleich durchdachter und mit den richtigen Materialien ausgestattet, dann würden sich Schwärme an Wildbienen dort viel wohler fühlen.

Auch hier kann ich nur sagen, vom Grundgedanken her gut, aber in der Ausführung miserabel.

Ausnahmen von solchen Hotels (richtig gemacht) gibt es bestimmt und diese werden die Regel bestätigen. 

 

Mein Rat an Alle, die vorhaben ein solches grosses Bienenhaus zu bauen wäre. Nehmt Euch Zeit, 

Zeit und nochmals Zeit dafür. Bloß nicht diese Massenwaren - Insektenhotels als Vorbild.  Besorgt Euch die richtigen Materialien und bearbeitet sie sauber und akurat. Nicht alles muss gleich in so einem großen Bienenhaus komplett bestückt sein.

Lieber nach und nach was Weiteres einfügen.

Lasst Baumscheiben, Stroh, Heu, Holzwolle, Ziegelsteine, Tannenzapfen weg. Baut wenn Ihr unbedingt möchtet, aus diesen Materialien lieber ein seperates Haus, das Ihr in etwas Entfernung vom Wildbienenhaus aufstellt.

Nehmt Bambus, Schilf, Pflanzenstängel, Vollholz, Lehm, Totholz, Ton und baut ein Reines, nur für die Wildbienen gedachtes Bienenhaus.

Ist ein Schutzgitter nötig, dann in einem Abstand von mindestens 5cm (besser etwas mehr) zu den Niströhrchen. Setzt eine Holzleiste waagrecht Innen wie Außen (gegenseitig gekontert) mittig, oder mehrere Leisten verteilt auf das Gitter.

So haben die Wildbienen einen Landeplatz und können durch das Gitter rein und raus schlüpfen.

Dem Ganzen noch ein gut überstehendes  Dach aufgesetzt und fertig ist ein Super Wildbienenhaus, das auch gerne von Wildbienen angenommen und besiedelt wird.

 


5. Also Sachen gibt es, kaum zu glauben. Da habe ich doch letztens ein Video gesehen, da hat jemand für den Bau seines Häusjes, die Schilfniststängel in Bauschaum gesetzt. Ich sage nur, na Mahlzeit, wenn man da als Biene mal dran knabbert. Dieser Schaum ist chemisch und giftig noch dazu.

Bitte ahmt so etwas nicht nach. 

Um seine Schilfröhrchen - Bambusröhrchen zu fixieren gibt es Holzleim, Lehm oder Gips.


6. Bitte fragt mich nicht, welche Art Wildbiene Ihr gerade bei Euch seht. Mit der Artenbestimmung kenne ich mich absolut nicht aus. Ehrlichgesagt ist das momentan auch nicht von Interesse für mich.

Was da angeschwirrt kommt ist super und was nicht angeschwirrt kommt, kommt vielleicht irgenwann einmal vorbeigeschwirrt und dann ist es gut so.

Hauptsache, es schwirrt ;-)